Wir alle handhaben sie täglich. Fachlich heissen sie Türdrücker. In Deutschland Türklinken. In Österreich Türschnallen. Und bei uns Türfallen. Viele in der Schweiz montierte Türfallen stammen von der Glutz AG, die in Solothurn schon seit 1863 Schlösser und Beschläge – wozu Türdrücker zählen – fertigt.
«In der Neuzeit hat sich unser Sortiment stark erweitert», erklärt Jan Preisig, Projektleiter Fertigungsoptimierung bei der Glutz AG. «Heute produzieren wir so gut wie alles, das Türen funktional macht, von Beschlägen über Schlösser hin zu mechanischen wie auch elektronischen Zugangssystemen.» Darüber hinaus betreibt Glutz eine Manufaktur, in der ausgewiesene Fachleute einzigartige individuelle Beschläge aus Bronze oder Messing giessen und bearbeiten – beispielsweise, um historische Türbeschläge nach den heutigen Normen konform nachzubilden, mit Einbruchschutz zu versehen oder mit dem elektronischer Zugangssystem der Glutz zu kombinieren.
Türfallenvielfalt aus roboterunterstützter Schweizer Produktion
Die Glutz AG in Solothurn ist ein führender Hersteller von Zutrittslösungen – von der Türfalle bis zum elektronischen Zugangssystem. Neue ABB-Roboter für Schweissen und Schleifen helfen mit, Qualität und Effizienz in dieser traditionsreichen Schweizer Produktionsstätte weiter zu steigern.
Jan Preisig gibt Einblick in das Sortiment von Türdrückern.
Bei der Glutz AG ist alles «Swiss Made». Als einziger Produktionsstandort dient das Stammhaus in Solothurn. Die Entwicklungsabteilung für die elektronischen Zugangssysteme ist in Wallisellen angesiedelt. Insgesamt beschäftigt die Glutz AG rund 300 Mitarbeitende. Hauptabsatzmarkt ist die Schweiz. Hier ist Glutz Marktführer für Schlösser und Beschlägen. Exportmärkte mit Vertriebsniederlassungen sind Deutschland, Österreich und das Vereinigte Königreich.
Um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können, nutzt Glutz schon länger Roboter für repetitive Arbeitsschritte, die sich automatisieren lassen. «Wir hatten hier bis vor Kurzem einige zuverlässige ABB-Roboter im Einsatz, die um die Jahrtausendwende installiert worden waren», so Preisig.
Auch bei den beständigsten Robotern drängt sich einmal ein Generationenwechsel zu moderneren Anlagen auf. «In unserer Fertigungsstrategie definierten wir, dass sich die neuen Roboter auch von uns selbst programmieren lassen sollen. Und dass wir damit in der Lage sein wollen, auch kleinere Losgrössen von Türdrückern effizient automatisiert zu schweissen und zu schleifen, damit die manuelle Bearbeitung nur noch bei sehr geringen Stückzahlen und komplexen Formen nötig wird.»
In der Evaluation von neuen Robotern für diese Arbeitsschritte entschied sich Glutz für Industrieroboter von ABB. «Die gute Erfahrung mit den bisherigen ABB-Robotern trug zu diesem Entscheid bei, aber auch, dass sie sich mit RobotStudio vergleichsweise einfach programmieren lassen», erklärt Preisig den Entscheid.
So beschaffte Glutz jüngst neue diverse Industrieroboter von ABB. Einer – ein IRB 1200 – dient als Schweissroboter, um Dornhülsen an die Türdrücker anzuschweissen. Über diese Hülsen werden die Drücker dann per Vierkantstift mit der zweiten Klinke der Tür verbunden. Diese Schweisszelle hat Integrator Robo-Mat aufgesetzt.
Der Schweissroboter der ABB bei Glutz.
Die weiteren ABB-Roboter kommen beim Schleifen und Bürsten der Drücker zum Einsatz. Zwei IRB 2600 bilden zusammen eine von Integrator SHL konzipierte Schleifzelle. Ein IRB 2600 führt die Teile auf einem Werkstückträger zu, der zweite nimmt sie auf und schleift sie. «Das Besondere an diesem Arbeitsschritt: Wir können denselben Werkstückträger für unterschiedliche Durchmesser von Drückern nutzen. Die Dornhülsen – in die der Roboter greift – sind damit auf dem Träger nicht ganz präzise in Reih und Glied angeordnet, was für Roboter eigentlich schwierig zu handhaben ist», erklärt Preisig. Doch mit ABB-Experten habe man eine Lösung dafür gefunden. Der Roboter "taumelt" gewissermassen seine Greiferspitze, mit der er das Werkstück fasst, in die Dornühlse hinein, bis sie gut auf dem Greifer sitzt.
«In diesen Schleifzellen können wir schon ein breites Portfolio unserer Drücker bearbeiten», so Preisig. «Rund 80 verschiedene Geometrien sind hier derzeit programmiert und abgespeichert.» Früher, mit den alten Robotern, konnten bloss die drei, vier häufigsten Geometrien geschliffen und gebürstet werden. Der Rest, die kleineren Lose, ging in die Handarbeit.
Das Know-how, um die Roboter selbst für weitere, neue Arbeitsschritte zu programmieren, haben sich Jan Preisig und weitere Fachpersonen in Kursen angeeignet, teils bei ABB, teils bei den Integratoren. «In diesen automatisierten Arbeitsschritten muss zuerst einmal die Qualität stimmen. Und dann können wir die Effizienz steigern, mehr Teile in kürzerer Zeit bearbeiten – wie in unserer Strategie definiert auch für kleinere Lose. Mit diesen neuen ABB-Robotern erreichen wir diese Ziele», hält Preisig abschliessend fest.
Die Programmierung der Roboter übernimmt Jan Preisig und einige Kolleg:innen selbst.